SFR Newsletter 22/2020

Morgen! Weltflüchtlingstag in Chemnitz! „Wir fordern sichere Fluchtwege, eine Entkriminalisierung der Seenotrettung und eine menschenwürdige Aufnahme von allen Menschen, die fliehen mussten oder noch auf der Flucht sind!“ Zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni findet in Chemnitz eine Aktion der Seebrücke statt, auch wir sind dabei gemeinsam mit vielen weiteren Vereinen der Stadt. Von 14 bis 18 Uhr wird auf dem Neumarkt für #LeaveNoOneBehind Präsenz gezeigt. Von 15 bis 15.30 Uhr wird es eine Stehdemo geben. „Das heißt: jede*r nimmt sich ein Schild, ein Symbol, …in die Hand und dann füllen wir stumm den Platz und gern die ganze Innenstadt (und wahren Abstand zueinander). Passanten können sich einreihen, die Schilder lesen, alles auf sich wirken lassen. In dieser Zeit werden Namen und Geschichten von Geflüchteten vorgelesen, die auf der Flucht ums Leben gekommen sind oder diese überlebt haben. Wir beenden die Stehdemo mit einer Schweigeminute in Gedenken an die tausenden Verstorbenen.“ Mehr Infos beim Facebook-Event.

Kein Ort für Kinder… ist die Recherche und Analyse von terre des hommes über Lager in Baden-Württemberg, Brandenburg, und Sachsen überschrieben. Über Monate hinweg ist das Team in den Bundesländern herumgereist, führte insgesamt 59 Interviews und sammelte Berichte. Anlass: das System der Aufnahme Geflüchteter hat sich seit 2015 stark verändert. Hintergrund war immer, dass Asylverfahren beschleunigt werden sollen, dass nur die die Lager verlassen sollen, die hier bleiben dürfen. Die Eindimensionalität dieses Denkens offenbart sich nicht nur daran, dass die meisten Menschen am Ende doch und mit Recht bleiben. Sie zeigt sich auch in der Gefahr, die diese Lager für alle Menschen, vor allem aber für Kinder und Jugendliche sowie alle weiteren, besonders Schutzbedürftigen darstellen. Stellvertretend für Sachsen wurden die Dresdner Lager Hamburger und Bremer Straße untersucht. Das Rechercheteam kommt zu dem Schluss: „Kinder in Aufnahmeeinrichtungen sind schädlichen Einflüssen, Gewalt und Gefährdungen ihrer psychischen und physischen Gesundheit häufig schutzlos ausgeliefert.“ Die Formen der Gewalt sind vielfältig. Physische und psychische Gewalt sind vorhanden genauso wie strukturelle Gewalt – beispielsweise gesellschaftlicher Ausschluss durch die Regelungen des Asyl- und Aufenthaltsrechts oder die unzureichende, gesundheitliche Versorgung. Auch zeigt sich: kommunale Jugendämter fühlen sich oft nicht zuständig und stützen sich auf die unzutreffende Rechtsauffassung, dass für Familien in Lagern keine Zuständigkeit der Kommunen besteht. Eine Mitarbeiter*in des Jugendamt Dresdens sagt: “ Wir werden nur punktuell bei Kindeswohlgefährdungen gerufen […].“ Ein Halbsatz, in seiner Schlichtheit eine Offenbarung.

Klar ist auch für terre des hommes: “ Die Verbesserung der Situation in den Aufnahmeeinrichtungen, die derzeit mit großem Engagement vieler Akteurinnen und Akteure vor Ort vorangebracht wird, wie etwa Beschulungs- und Betreuungsangebote, Gewaltschutzmaßnahmen und bauliche Verbesserungen, ist wichtig. Sie kann jedoch die strukturellen Probleme und Rechtsverletzungen an Kindern und Jugendlichen nicht beheben.“ Anders ausgedrückt: die gesamtgesellschaftlichen Kosten der Lagerpolitik sind nicht bezifferbar. Sie fügt Menschen langfristigen Schaden zu, ist „institutionelle Gewalt“ (Frankfurter Rundschau). Sie muss ein Ende haben!

Wir freuen uns, die Gelegenheit gehabt zu haben, diese Recherche zu unterstützen!

Stellenausschreibung I. In unserem Projekt der fachlich-inhaltlichen Programmbegleitung der Arbeitsmarktmentor*innen Sachsen suchen wir eine*n Mitarbeiter*in. Arbeitsbeginn ist der 01. August, die Bewerbungsfrist endet am 17. Juli 2020. Mehr Infos hier.

 

Stellenausschreibung II. Das Kulturbüro Dresden sucht zum 01. September 2020 eine*n Mitarbeiter*in im Bereich Beratung und Prozessbegleitung in der Kinder- und Jugendarbeit. Bewerbungsschluss ist der 10. Juli 2020. Alle Infos hier.

TERMINE

Zu antimuslimischen Rassismus findet am 25. Juni von 16 bis 18 Uhr ein Fachgespräch der Fraktion DIE LINKE des Bundestags statt. Diskutieren werden unter anderen Meral El, Leiterin der Geschäftsstelle Neue Deutsche Organisationen, Gökay Akbulut, MdB, Sprecherin für Migration und Integration, Rima Hanano/Hanna Attar, CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit und Ulla Jelpke, MdB, Sprecherin für Innenpolitik. Initiativen im Bereich Antidiskriminierung, Antirassismus und Religionsfreiheit, sowie Vertreterinnen und Vertreter muslimischer Organisationen und Verbänd sind eingeladen, ihre Positionen und Perspektiven darzustellen und Anforderungen an die Politik zu beraten. Infos und Ameldung hier.

„Was bedeutet eigentlich #LeaveNoOneBehind“? Dieser Frage geht das Kulturbüro Sachsen nach. In einem Webinar – angeboten am 01. Juli von 15 bis 19 Uhr und am 07. Juli von 9 bis 13 Uhr. „Die ohnehin prekären Lebensbedingungen münden derzeit vielerorts endgültig in menschenunwürdige Zustände. Diese zeigen sich sowohl im Großen, an den europäischen Außengrenzen, wo Geflüchtete als politische Verhandlungsmasse missbraucht und zu zehntausenden in elendigen Camps der Ausbreitung des Virus schutzlos ausgeliefert sind. Aber auch im Kleinen, in Deutschland, wenn Geflüchtete auf Zwangsunterbringung verwiesen, ebenfalls in Sammelunterkünften ohne die Möglichkeit der Einhaltung von Abstandsregeln und Hygienevorschriften einem vermeidbaren höheren Risiko der Ansteckung ausgesetzt sind.“ schreibt das Kulturbüro und fragt, welche Rückschlüsse für Aktivismus vor Ort gezogen werden können. Anmeldeschluss ist der 25. Juni, mehr Infos hier.

„DEMOcratize! Wie können Jugendmigranteninitiativen selbstbewusst im ländlichen Raum agieren?“ Wer Sachsen kennt, der*die weiß – der Titel der Veranstaltung hat es in sich. In Freital findet am Sonntag, dem 05. Juli die Veranstaltung der djo – Deutsche Jugend in Europa zwischen 13 und 16.30 Uhr statt. Vor Ort ist die Initiative Refugees and Friends – Freital, gegründet von drei syrisch/palästinensischen Geflüchteten und einer Jugendlichen kirgisischer Staatsbürgerschaft. Sie schreiben: „Uns schweisst eine Vision von der Stadt Freital zusammen, die Migrant*Innen wahrnimmt und uns Möglichkeiten für Selbstentwicklung bietet. Wir träumen von Freital ohne Rassismus und Diskriminierung. Wir sind Jugendleiter*Innen, die sich für die Rechte der Flüchtlinge und Geflüchtete aktiv einsetzen! Außerdem sind wir im Bereich Aufklärungsarbeit für die junge Migrant*Innen tätig, da wir wissen, dass es verschiedene Vorurteile zwischen uns gibt, die wir in unseren Communities reflektieren und abbauen sollen.“ Alle Infos hier.

Am 18. Juli laden die djo – Deutsche Jugend in Europa und das Educat Kollektiv zur Spurensuche in die Sächsische Schweiz. „Die Wanderung führt uns durch eine der schönsten Landschaften Deutschlands und zugleich an Orte, denen man ihre grausame nationalsozialistische Vergangenheit nicht ansieht. Wir werden aber auch Geschichten des Widerstands hören, die uns Mut geben unsere Zukunft zu gestalten. Unsere Spurensuche soll diese und unsere Geschichten sichtbar machen.“ schreiben die Veranstalterinnen. Start ist am Bahnhof Rathen. Mehr Infos beim Facebook-Event hier.

Am 02. August geht es dann in einem ähnlichen Format weiter, diesmal jedoch in Leipzig. Gegenstand der Erkundungstour ist die Geschichte der Zwangsarbeit während des Zweiten Weltkriegs. Mehr Infos hier.

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