PM: Zwei Menschen aus Sachsen abgeschoben – Zum 23. Mal: Afghanistan ist nicht sicher!

Ein Mensch wird auf dem Arbeitsweg aufgegriffen, ein anderer verletzt sich selbst
Bei der 23. Sammelabschiebung nach Afghanistan am Mittwoch, dem 24. April, wurden insgesamt 30 Menschen vom Flughafen Düsseldorf abgeschoben. Aus Sachsen waren zwei Personen betroffen, so die Landesdirektion auf Anfrage des SFR. Sie kamen aus Dresden und Leipzig.

Herr E. aus Dresden ist auf dem Weg zur Arbeit. Als er aus dem Bus steigt, wird er von der Polizei abgeholt. Ahmad Muhebbi, einer von Herrn E.s Freunden, selber aus Afghanistan geflohen und als Flüchtling anerkannt, berichtet: „Er ist eigentlich ein fröhlicher Mensch. Aber zunehmend hat man gemerkt, dass er große Sorgen hat.“ Muhebbi hatte versucht, Herrn E. zum  regelmäßigen Fußball Spielen zu überzeugen, doch nach anfänglichen Treffen zog er sich mehr und mehr zurück. „Dass er sich jetzt wieder im Krieg in Kabul befinden soll, ist ein schrecklicher Gedanke.“ Muhebbi versucht derzeit, Herrn E. von Dresden aus zu unterstützen und den direkten Kontakt zu ihm herzustellen. Muhebbis Sorge ist groß. „Erst letzte Woche hat es wieder einen Selbstmordanschlag in Kabul gegeben. Solche Abschiebungen setzen doch das Leben von Menschen auf’s Spiel!“

Gleichzeitig ereignete sich im Leipziger Westen ein weiterer Vorfall. Herr T. versucht sich selber zu verletzen. „Die Polizei stand einfach vor unserer Wohnung, sie haben nicht mal unten vor der Haustür geklingelt.“ beschreibt Mitbewohnerin Laura Beurich*. Es folgt der Transfer ins Krankenhaus. Dort wird Herr T. behandelt, die Reisefähigkeit wird von den Ärzt*innen bestätigt, teilt die Landesdirektion mit. „Nicht einmal das hält die Behörden zurück.“ kommentiert Beurich. Nun auch nicht mehr möglich: die geplante Heirat zwischen Herrn T. und seiner Verlobten.

Lage in Afghanistan unverändert unsicher

Damit erhöht sich die Zahl der aus der Bundesrepublik nach Afghanistan abgeschobenen Menschen auf 563. Ganze 23 Mal hoben Sammelcharter Richtung Kabul von deutschen Abschiebeflughäfen ab. Mark Gärtner vom SFR wirft den Abschiebebehörden und Innenministerien vor, dass selbst neueste Entwicklungen nicht berücksichtigt werden. Erst diesen Monat hatte das Internationale Rote Kreuz seine Arbeit in Afghanistan ausgesetzt. Die Organisation hatte indirekte Drohungen durch die Taliban erhalten. Gärtner: „Zum 23. Mal: Afghanistan ist nicht sicher!“

Aus Sachsen wurden inzwischen 15 Menschen in das Kriegsgebiet abgeschoben, elf von ihnen fielen in keine der drei Kategorien, die Abschiebungen legitimieren sollen (Straftäter*innen, „Gefährder*innen“, „Identitätsverweigerer*innen“). Sachsen beteiligt sich seit Oktober 2017 an den Sammelabschiebungen nach Afghanistan.

*Name geändert

Kontakt
Zu Herrn Muhebbi und Frau Beurich* kann der Kontakt auf Anfrage hergestellt werden.
Sächsischer Flüchtlingsrat e.V.
-Projekt Reto / Politik, Vernetzung, Öffentlichkeitsarbeit-
Mark Gärtner
Dammweg 5
01097 Dresden
Tel.: 0351 / 33 23 55 94
Mobil: 0176 / 427 286 23
Mail: pr@sfrev.de

Teile diesen Beitrag: